Offene Waschmaschine mit Handtuch

Am 7. März stimmen die Zugerinnen und Zuger über längere Ladenöffnungszeiten ab. In der Vergangenheit gab es jeweils ein klares Nein und auch dieses Mal hatte die Initiative der Jungfreisinnigen im Kantonsrat einen schweren Stand. Die Argumente dagegen überwiegen für mich persönlich eindeutig und auch von den Ladenbesitzerinnen und -besitzern, hört man grossmehrheitlich eine deutliche Abneigung gegenüber längeren Öffnungszeiten.

Rentiert sich das?

Schon heute frage ich mich, wenn ich am Freitag nach 20 Uhr in Baar einkaufen gehe, ob sich das wirklich rentiert. Der Gedanke, dass trotz wenig Kundschaft die Verkäuferinnen mindestens bis 21 Uhr vor Ort sind, kommt mir dann jeweils auf dem Heimweg. Für die Initianten, so zumindest hört man es bei Diskussionen und im Kantonsrat, geht es hauptsächlich um die Entscheidungsfreiheit der Gewerbetreibenden und die Flexibilität für uns Kundinnen und Kunden.

Als Beispiel herhalten musste der urbane junge 30-jährige Mann, der bis spätabends am Zürcher Paradeplatz schuftet und deshalb keine Möglichkeit sieht, sich eine neue Waschmaschine anzuschaffen. Natürlich kann man sich jetzt fragen, wie viele Waschmaschinen dieser junge Mann braucht und ob er dazu nicht auch einen Samstag nutzen könnte, aber gehen wir dem Thema etwas auf den Grund.

Einkaufsverhalten, eine Generationenfrage?

Auch bei uns in der Partei fiel bei der Diskussion zur Initiative die Aussage, dass es gerade für junge Leute mit einem Job und der täglichen Pendlerei, schon auch etwas mühsam sei mit den kurzen Ladenöffnungszeiten. Auch ich zähle mich zu jenen Personen, die täglich neu entscheiden, was sie am Abend essen wollen.

Einen Wocheneinkauf zu machen, wie dies meine Eltern oftmals taten, kommt für mich nicht in Frage. Es spielt ja zum Beispiel eine Rolle, was es bei mir am Mittag in der Kantine gab. Logisch, am einfachsten wäre es, wenn ich rund um die Uhr einkaufen könnte. Dabei geht jedoch gerade bei uns Jüngeren schnell vergessen, dass längere Ladenöffnungszeiten einen krassen Einfluss auf die Arbeitsbedingungen für Menschen im Detailhandel haben.

In einer Branche, in der die Löhne per se eher tief sind und in der überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten. Für sie bedeuten längere Ladenöffnungszeiten weniger Zeit mit der Familie. Das gemeinsame Abendessen fällt weg und die Kinder sind vielleicht schon im Bett, wenn die Mutter nach Hause kommt. Aber auch das Vereinsleben leidet darunter und dadurch wird die Individualisierung unserer Gesellschaft vorangetrieben.

Freiheit auf Kosten anderer

Mit der Freiheit ist es eben so eine Sache. Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir in unseren Entscheidungen frei sind und unsere Meinung jederzeit äussern können. Wenn meine Freiheit aber zu Einschränkungen bei anderen Menschen führt, dann steht man vor einem Dilemma.

Zumindest so stelle ich mir die Gedankengänge eines Befürworters von liberalisierten Ladenöffnungszeiten vor. Denn für mich persönlich ist klar, dass ich durch mein Verhalten nicht die Freiheit anderer einschränken möchte. Wenn ich mit etwas mehr Planung meines Einkaufsverhaltens dazu beitragen kann, dass die Verkäuferinnen nicht in alle Nacht arbeiten müssen, dann tue ich das gerne.

Denn schlussendlich leben wir nicht als Einzelpersonen auf dieser Welt, sondern funktionieren am besten als Gemeinschaft. Deshalb kann ich mein Abstimmungsverhalten schon jetzt planen, am 7. März sage ich Nein zu längeren Ladenöffnungszeiten.

Hinweis: Dieser Text ist am 28. Januar 2021 im Polit-Blog von zentralplus erschienen.

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