Ja wie habe ich mich jeweils als Kind in den Pfadilagern gefreut, wenn wir mit dem Postauto den Pass hochgekurvt sind und bei jeder unübersichtlichen Stelle zünftig gehornt wurde. Ein guter ÖV gehört zur Schweiz wie das Matterhorn oder die Chriesibäume zum Kanton Zug. Ob mit Bahn, Bus, Schiff oder Postauto, mit dem ÖV ist bei uns fast jeder Ort erreichbar. Und ja, Bahn fahren ist leider nicht ganz günstig. Für die gestiegenen Abo-Preise der letzten Jahre habe ich als ÖV-Fan wenig Verständnis. So richtig geärgert habe ich mich aber über die Meldung der Zuger Gemeindepräsidentenkonferenz, welche mitten in den Sommerferien mitteilte, dass die allseits beliebten Gemeinde-Tageskarten ab 2024 in unserem Kanton nicht mehr angeboten werden.

Ein Erfolgsmodell wird beerdigt
Während meiner Lehre auf der Gemeindeverwaltung kam ich erstmals mit den vergünstigten Tageskarten in Berührung. Sie waren äusserst beliebt und jeweils Wochen im Voraus ausgebucht. Verständlich, denn mit einer solchen Tageskarte hiess es: «Freie Fahrt in der ganzen Schweiz» und dies für 40 Franken. In den vergangenen Jahren habe ich in meinem Beruf bei der Caritas viele Menschen kennengelernt, die finanziell knapp dran sind. Insbesondere Familien, sowie Leute im Pensionsalter. Die SBB hat anfangs Jahr entschieden, das Angebot in der heutigen Form zu verändern, sie hat zusammen mit dem nationalen Gemeindeverband sowie dem Städteverband eine Nachfolgelösung präsentiert. Dass dieses neue Angebot für die Verwaltung etwas komplizierter als das bisherige Modell ist, ist unglücklich. Es gibt neu verschiedene Preisstufen, je nachdem wie früh man eine Tageskarte bucht. Der günstigste Preis liegt bei 39 Franken, also gleichviel wie heute. Ebenfalls sind die neuen Tageskarten personalisiert, weshalb man mit einem Ausweis bei der Gemeindekanzlei vorbei gehen muss. Für die Bevölkerung ändert sich wenig bis nichts, für die Gemeinden ist der Aufwand etwas grösser.

Letztlich muss nun jede Gemeinde entscheiden, ob sie auch nach 2023 weiterhin vergünstigte Tageskarten für ihre Bevölkerung anbieten will. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus, aber ein Blick über die Kantonsgrenzen zeigt, dass Gemeinden verschiedenster Grössen weiterhin solche Tageskarten anbieten. So etwa die Gemeinden Sarnen und Bonstetten oder die Stadt Winterthur. Die Zuger Gemeinden haben unisono entschieden, dass sie diese Dienstleistung nicht mehr anbieten wollen. Dabei argumentieren sie hauptsächlich mit dem zusätzlichen Aufwand für die Verwaltung. Ebenfalls könne bei der SBB eine günstigere Spartageskarte für nur 29 Franken bezogen werden. Man muss aber wissen, dass die SBB dafür ein flexibles Preismodell anwendet. Ein Blick auf die Homepage genügt, um zu sehen, dass die flexiblen Preise defacto immer über 40 Franken zu liegen.

Gemeinden müssen Entscheid überdenken
Dem Kanton Zug und den Zuger Gemeinden geht es finanziell blendend. Die Abschaffung der Gemeinde-Tageskarten ist auch unter diesem Gesichtspunkt völlig unverständlich. Ein allfälliger Mehraufwand, um das Angebot aufrecht zu erhalten, rechnet sich allemal. Die vergünstigten Tageskarten sind ein wichtiges Service Public Angebot für alle Zugerinnen und Zuger die nicht über grosse Einkommen verfügen und generell mit stetig steigenden Fixkosten konfrontiert sind. Ich fordere die Gemeindepräsidentenkonferenz auf, auf ihren Entscheid zurückzukommen. Dazu habe ich auch einen Vorstoss im Kantonsrat eingereicht.